890
Die einzelnen Länder Asrika's.
Trunkenheit itnb viehische Gefräßigkeit, Grausamkeit und
"Ausschweifungen aller Art sind die Laster, denen sie fröhnen.
Zu den größten Trunkenbolden im Lande gehören vor Allen
die Geistlichen, und ihre Freßgier bei den Gelagen übersteigt
allen Glauben. — Araber leben hauptsächlich an der Meeres-
küste als Nomaden und zwar in der größten Armseligkeit.
Ziemlich zahlreich sind die Inden, die in diesem Lande sogar
die Jungfrau Maria und andere Heilige verehren. Wilde,
heidnische Negerstämme, die Gallas, sin'd seit vielen Jahren
von Süden her in Habesch eingedrungen und haben sich bereits
mehrerer Provinzen bemächtigt.
§. 1056. Von wissenschaftlicher Bildung ist
gegenwärtig keine Spur mehr in diesem Lande zu finden;
selbst die Geistlichen haben es kaum zum Lesen gebracht.
Doch aus alter Zeit gibt es eine Menge gelehrter Werke,
hauptsächlich theologischen Inhalts; auch ein sehr altes bür-
gerliches Gesetzbuch ist vorhanden. — Ackerbau und Viehzucht
bilden die Hauptnahrungsquellen; an den Mittelgebirgen wird
Alpenwirthschaft getrieben. Die größte Unwifienheit zeigt sich
in Künsten und Gewerben; auch der Handel ist unbe-
deutend. Sklaven werden nach Aegypten und mehrern asia-
lischcn Ländern ausgeführt. — Abysstnien war früher ein
mächtiges Reich: innere Spaltungen aber und die Einfalle
der wilden Galla-Neger haben es seiner Auflösung entgegen
geführt. Der große Negus (König oder Herrscher) findet
schon längst keinen Gehorsam mehr; seine jetzigen Einkünfte
sollen nur 600 Gulden betragen. Der einzelnen Provinzen
haben sich die Ras (Statthalter) bemächtigt, die sogar unter
einander Krieg führen. Ueberall gilt nur das sogenannte Recht
des. Stärkern; Städte und Dörfer werden geplündert, niederge-
brannt, die Bewohner fortgeschleppt und als Sklaven verkauft.
§. 1057. Das Land besteht gegenwärtig aus mehrern
Reichen; zu denselben gehören folgende: 1. Tigre breitet sich
im Nordosten zu beiden Seiten des Takazze aus und wird
von mehrern Bergketten durchzogen. — Adowa, eine Stadt
im Osten von Sennaar und am Fuße eines Hügels, hat
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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sitz Siebenter Abschnitt.
fqhrern, wie er sie nur in seinem jetzigen Vater-
lande, Portugall, finden konnte, sein großes Vor-
haben zur Ausführung bringen zu können. Denn
daß auch Johann der Zweite, der erst vor kurzem
einen Pedro de Coviilam und Alphonso de Payra zu
Lande nach Abyssinien, und den Bartholomao Dia;
zur See nach Indien gesandt hatte, so ungezwei-
fe!t vortheilhaste Vorschläge ebenfalls zurückweisen
werde, ließ er sich wohl von ferne nicht in den Sinn
kommen. --- Colombo war dem Könige bereits von
einer nicht unvortheilhaften Seite als Seemann
bekannt; um so eher konnte er wenigstens Aufmerk-
samkeit und sorgfältige Prüfung seiner Vorschlage
erwarten. — Hierin fand er sich auch nicht betro-
gen. Johann widmete ihnen beides: und da er, oh
wohl keineswegs ganz ohne Kenntnisse dieser Art,
sich doch nicht Einsicht und Erfahrung genug zu-
traute, um darüber zu entscheiden, so übertrug er
die nähere Prüfung derselben den Männern, denen
er die meiste Fähigkeit einer richterlichen Entschei-
dung zutraute, und die er gewöhnlich zu Ra/he zu
ziehen pflegte. — Diese waren; der Bischof von
Ceuta, und zwei jüdische Aerzte, die in dem Rufe
standen, große Cosmographen zu seyn. — Diesen
drei Männern war auch die Aufsicht über die Ent-
deckungsreisen anvertraut, und der Plan, nach wel-
chem man dabei verfuhr, rührte zum Theil von
ihnen her, und war wenigstens völlig von ihnen
febjlligt. Natürlich waren sie nun auch für diesen
flan, und eben so natürlich gegen jeden andern ein-
genommen, der von diesem abwich, oder gar ein
entgegengesetztes Verfahren angab. Und ein empi-
rischer Seemann — denn dafür galt ihnen Colombo
nur sollte einsichtsvoller seyn, als so große ge-
lehrte Eosmologen? Schon vor der Untersuchung
stand daher bei ihnen die Ueberzeugung, oder viel-
mehr der Schluß fest, daß des Colombo Plan
nichts tauge und verworfen werden müsse. — In-
dessen, da der König nicht der Mann war, den man
mit Machtsprüchen abfertigen konnte, so suchten sie
sich für diesen einen genugthuenhen Beweis zu ver-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Pedro_de_Coviilam Alphonso_de_Payra Johann Johann
134 Vierter Abschnitt.
Heiken seiner Zeitgckiossen spottete. Bei jeder Fadel
und jedem Sinngedicht scheint er den Spruch Jean
Paul's in Gedanken gehabt zu haben: „Die Men-
schen soll keiner belachen, als einer, der sie recht
herzlich liebt."
Du, mein Bester, kennst die Würde des Berufs,
ein Lehrer der Menschheit zu seyn; kennst die Se-
ligkeit dessen, der auf seine Werke mit dem Bewußt-
seyn hinblickt, daß kein Ankläger gegen sie auftreten
wird. Du stimmst mir bet , daß Pfeffel ein glück-
licher Mann war. Und er war es bis all sein Ende!
„Hatten sie meinen Vater noch den Tag vor feinem
Abschiede gesehen!" schrieb seine jüngste Tochter an
-inen ihrer hiesigen Freunde. „Ich las ihm: Aus-
sichten in die Zukunft vor. Wie er die zit-
ternden Hände faltete, und in die Höhe hob! Sein
ehrwürdiges Haupt umstrahlte himmlische Freude.
Ich sah einen Heiligen in ihm; er gehörte schon dem
Himmel an."
I. G. Jakobi.
'Yr ' . . :1 '.Mt. n -f'miu.r
3. Rahener an Gellere.
. '- . fü ’, 4 , 0- ^ . -- ' '■ ' J *'
Liebster Gellert!
Aus ineinem Briefe an den Herrn Commissions-
rath, den ich Herrn W. *. vor etlichen Tagen zu-
gestellt, werden Sie einige Nachricht von meinem
traurigen Schicksal ersehen haben. Erlauben Sie
Mir, daß ich mich auch mit Ihnen davon unter-
halte, denn ich finde eine große Beruhigung darin,
wenn ich einem so lieben Freunde, wie Sie find,
mein Unglück klagen kann. Was die Umstände
dieser Belagerung überhaupt betrifft, so werde ich
mich dabei wenig aufhalten, und mich auf ein Ta-
gebuch beziehen, welches unter der Autorität unsers
Gouverneurs heute herausgekommen, und sehr zu-
verlässig ist; nur von meinen eigenen Zufällen will
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
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322
Judenschaft sich hier niedergelassen hatte. Abergläubige Römer und
Römerinnen bekannten sich förmlich zum Judaismus, indem sie gebo-
tenen Fasten (jejunia) beobachteten und den Sabbath (dies Saturai)
feierten. Man nannte daher solche jüdische Proselyten Sabbatarii.
Das Fasten war unter den Griechen und Römern ein fremdartiger Re-
ligionsgebrauch, der entweder aus dem Geheimdienst der Demeter in
Eleusis, oder aus dem Kultus der ägyptischen Göttin Isis oder aus
den jüdischen Religionsgebrauchen unter die Römer gebracht wurde.
Aus jenen Quellen kam das Fasten auch in die christliche Kirche.
Wem in Rom der mosaische Ceremonieudienst nicht genügte, indem
derselbe allen irdischen Bildwerken abhold war, der fand in den Götter-
bildern Aegyptens Befriedigung, denn der Aberglaube diejes Laudes,
aus welchem alle religiösen Schwärmereien herkamen, hatte damals in
allen Theilen des römischen Reiches und zumal in der Hauptstadt
Eingang gefunden. Die alerandrinische Handelsflotte brachte nicht
allein Getreide, gewebte Zeuge, Luruswaaren, Glas und Sklaven,
sondern auch heiliges Nilwasser und Bilder der Natur- und Mondgöttin
Isis und des Heilgottes Serapis. Seitdem unter Sulla der Jsis-
dienst in Italien eingeführt worden war, gewann er besonders unter
den Römerinnen die lebhaftesten Anhängerinnen, indem sie die Jsis-
tempel zu sittenlosen Zusammenkünften benutzten. Daher erließ der
Senat mehrmals Strafgesetze und Verbote gegen diesen Götterdienst,
allein ohne Erfolg. Eben so wenig war der damals eingeführte Dienst
des Serapis zu vertilgen. Dieser Gott vertrat die Stelle des alten
aus Epidaurus eingeführten griechischen Aesculapius; er heilte von Ge-
brechen und Seuchen. Alle großen Hafenstädte und Badeörter, wie
Baja, längs der kampanischen Küste hatten Serapeen oder Gnadenorte
und Lazarethe dieses heilbringenden Gottes aus Alerandria. Wenn auf
der einen Seite die Deisidamonie der Römer in solchen fremdartigen
Ceremoniendiensten Befriedigung fand, so trat auf der andern die Auf-
klärung der Philosophen und Spötter dem alten Volksglauben entgegen
und verlachte und entehrte die Götter der Vorzeit. Bei dem allgemein
gewordenen Unglauben fand auch damals in Rom der Aberglaube
leicht Eingang. Hier vermischten sich neben der feststehenden politischen
Religion des Freistaates die Religionsgebräuche Aegyptens und des
Orients und dienten gleichsam als eine Vorbereitung zur Erscheinung
des Weltheilandes.
Das Kriegswesen (s. S. 116) erhielt in den punischen Kriegen
eine gänzliche Umbildung, vorzüglich seitdem P. Cornelius Scipio, der
ältere Afrikaner, die Heerhaufen in die Legion umschuf, die Polybius
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Sabbatarii Sulla Cornelius_Scipio Scipio
Extrahierte Ortsnamen: Eleusis Rom Italien Alerandria Rom
370
Römer Gewalt. Als aber Trajan in Folge der Strapazen erkrankte,
übergab er seinem Verwandten Hadrianus den Oberbefehl und wollte
nach Rom sich begeben. Allein in der cilicischen Stadt Selinus
oder Trajanopolis übereilte ihn im August 117 der Tod. Seine Ge-
beine wurden nach Rom gebracht und unter der Trajans-Säule bei-
gesetzt. Seine Gemahlin Plotina, deren Günstling Hadrian war,
erklärte, wahrscheinlich durch ein verfälschtes Testament, diesen zum
Adoptivsohn und Nachfolger ihres Gatten.
Wir können von Trajan nicht scheiden, ohne der Christen zu
gedenken, welche von diesem Kaiser die dritte Verfolgung erlitten haben
sollen. Daß einige Christen mit dem Tode bestraft wurden, weil sie
als römische Unterthanen nicht den Göttern und dem Bilde des Kai-
sers Weihrauch und Wein opfern wollten, ist aber noch keine Verfol-
gung zu nennen. Durch altere und neuere Gesetze waren im römischen
Staate Sekten und Conventikeln (Hetarien) streng verboten und die
Verachtung der bestehenden Staatsreligiow war strafbar. Aus diesem
Gesichtspunkte strafte Plinius als Statthalter in Bithynien und Pontus
diejenigen, die als Christianer ihm angezeigt worden waren, gesetzlich
mit dem Tode, bat aber in einem Briefe den Kaiser um bestimmte
Vorschriften, wie er künftig mit diesen Leuten zu verfahren habe.
Neben jenem Briefe besitzen wir noch die Antwort des Kaisers (Pli-
nius Briefe Buch X. Br. 96. 97.), der Untersuchungen gegen Christen
ohne Klager verbietet und bemerkt, daß „namenlose Anzeigen durchaus
keine Wirkung haben sollen, es würden böse Folgen daraus entstehen
und es schicke sich nicht für sein Jahrhundert." Plinius beschreibt die
Christen als Leute, welche an einem bestimmten Tage in der Dämme-
rung zusammenkommen, ein Lied ihrem Gotte gemeinschaftlich singen
und sich eidlich verbinden, nicht zu stehlen, zu rauben, Ehebruch zu
treiben, Treue zu brechen, noch anvertrautes Gut abzuleugnen. Auch
pflegten sie gemeinschaftlich zu speisen, denn die ältesten Christen hiel-
ten sogenannte Agapen oder Liebesmahle. Nicht nur in den Städten,
sondern auch auf dem Lande hatte sich dieser Aberglaube (8up6l-8tttio
nennt Plinius das Christenthum) verbreitet, so daß schon die Götter-
tempel leer standen und die Opferthiere keine Käufer mehr fanden.
Der Statthalter glaubt, daß die Schaar dieser verirrten Menschen
noch gebessert werden könne, wenn sie ihre Fehler bereuen könnten und
der Kaiser ihnen Gnade ertheile.
In Antiochien übernahm P. Aelius Hadrianus, ein Spanier,
aber in Rom erzogen und vom griechischen Geschichtschreiber Plutar-
chus aus Chäronea gebildet, die Regierung, und sein erstes Geschäft
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Extrahierte Personennamen: 370
Römer August Plotina Günstling_Hadrian P._Aelius_Hadrianus
408
sind widersprechend, je nachdem heidnische oder christliche Schriftsteller
über ihn sprechen; jene schildern ihn mit Recht als einen Nero, denn
er war ein grausamer Herr, der die nächsten Verwandten umbringen
ließ, wenn sie seinen Argwohn gereizt oder seine Herrschaft gefährdet
hatten; der ohne Tugend und Humanität selbst das Gute, das ihm
zugeschrieben wird, nur aus Eigennutz that. Christliche Griechen ha-
den ihn dagegen den Aposteln und Heiligen gleichgestellt, allein mit
Unrecht, denn nicht der innere Werth des Christenthums, das auf
seine Sittlichkeit ohne Wirkung blieb, sondern der Vortheil bestimmte
ihn zur Begünstigung der neuen Religion, die durch ihn Staatsreligion
wurde. Er benutzte sie zu seinen politischen Zwecken und machte die
bisher verfolgte Religion der Liebe und Duldung selbst zur grausamsten
Verfolgerin und Despotin über der Menschen Glauben und Gewissen.
In der Würde eines römischen Pontifex Marimus glaubte Constantiu
auch, die.höchste Entscheidung in Angelegenheiten und Streitigkeiten der
christlichen Religion zu haben. Daher mischte er sich in den theolo-
gischen Streit, welchen damals Arius, Presbyter in Alerandrien,
mit seinem Bischof Alerandcr und dessen Diaconus Athanasius über
das Wesen Jesu als eines Gottessohnes führte. Arius behauptete,
der Sohn sey als- persönliches Wesen von dem Vater gezeugt und
müsse einen Anfang seines Daseyus haben; es sey also eine Zeit denk-
bar, wo der Sohn noch nicht war; ferner sey der Sohn untergeordnet
dem Vater und beide nicht von einerlei Wesen. Nach fruchtlosen Ver-
snchen, dem Arius eine andere Meinung beizubringen, schloß ihn
Alexander von der Kirchengemcinschaft aus oder ercommunicirte ihn.
Es erhob sicl^ darüber großer Streit in der Kirche, selbst das Volk
nahm Partei. Der Kaiser ermahnte die Streitenden zur Ruhe, aber
vergebens. Er beschloß nun, den Streit auf einer allgemeinen Sy-
node (Coneiliuin oecumenicum) zu schlichten. Im Jahr 325 versam-
melten sich gegen dreihundert Bischöfe aus allen Provinzen des Reiches
zu 9acäa in Bithynien. Der Kaiser war selbst bei der Synode an-
wesend. Der gelehrte Athanasius und der Bischof Hosius von Cordova
in Spanien, des Kaisers Günstling, trugen am meisten zum Siege
über Arius bei, die Mehrzahl erklärte sich für die orthodoxe oder recht-
gläubige Partei. Der heterodoxe oder andersgläubige Arius wurde
abgesetzt, verbannt, seine Schriften verbrannt und bei Todesstrafe ver-
boten. So streng war damals die kaiserliche Censur, so schonungslos
verfuhr eine Versammlung geistlicher Oberhirten! Diese maßten sich
nun an Au bestimmen, was orthodox sey und was geglaubt werden
müsse. Für die ganze katholische d. h. allgemeine christliche Kirche
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Arius Alerandcr Alexander Alexander Hosius_von_Cordova
409
wurde ein Glaubensbekenntniß oder Symbolum aufgestellt, welches das
Nicänische heißt. Allein des Kaisers Rechtgläubigkeit war nur von
kurzer Dauer; vier Jahre später rief er den verbannten Arius zurück,
Athanasius mußte dagegen in die Verbannung nach Gallien wandern,
weil er seinen Gegner nicht wieder in -die, Kirchengemcinschaft aufneh-
men wollte'"'). ( : . fj,)'
Da Rom mit den Erinnerungen an Zeiten der Freiheit und mit
einer heidnischen Priestcrschaft, die den alten Göttern starsinnig diente,
sich nicht eignete für den sklavischen Hof eines christlichen Kaisers,
auch zu entfernt war von dem am meisten von Gothen und Persern
bedroheten Osten des Reichs-, so beschloß Constantin, die damals ver-
ödete-, aber durch ihre Lage zwischen zwei Welttheilen und zwei Mee-
ren zum Handel und zur Herrschaft geeignete griechische Pflanzstadt
Vyzantion zu seiner Residenz zu haben. Byzanz wurde dem alten
Rom ganz ähnlich erbaut und sollte auch Neu-Rom heißen, erhielt
aber bald den Namen Constantinopolis, Constatinsstadt. Der
Bau begann 325 und wurde mit einem Aufwands von mehr als funf-
zehn Millionen Thaler im I. 334 vollendet, aber die Stadt, welche
ganz christlich war, schon im I. 330 feierlich eingeweiht. Rom ver-
lor seitdem seine Bedeutsamkeit, da es nicht mehr Mittelpunkt des
Reiches war. Viele reiche Römer zogen auch des Hofes wegen nach
Constantinopel, wohin auch viele Kunstwerke aus der alten Hauptstadt
geschafft wurden.
So wie mit dem Rcligionswechsel des Kaisers und seiner Umge-
bung die Verlegung der Residenz von Rom nach Byzanz in Verbin-
dung stand, so hatte diese Veränderung des Kaisersitzes auch eine
gänzliche Umgestaltung der Verwaltung zur Folge. Das
Reich wurde neu eingetheilt, und die völlige Trennung der Civil- und
Militairgewalt veranlaßte eine große Veränderung im Militairwesen.
Constantin schuf aus den Vestandtheilen des altromischen Reiches der
Form nach einen ganz neuen Staat, und richtete ihn im Ganzen nach
orientalischer Weise ein. Das ganze Reich wurde in vier Präfec-
turen getheilt, deren jede unter einem Praefectus Praetorio stand,
der aber ohne Militairgewalt nur Civilgouverneur war. Diese Prä-
fecturen, die jede ihre Diocesen, und diese wieder ihre Provinzen
') Das Losungswort, um welches sich der ganze Streit drehete, war: „Der
Sohn ist Homousios, d. h. Eines Wesens mit dem Water.« Später
behaupteten einige Arianer, er scy ähnlichen Wesens, Homoiusios.
Diese nannte man Semi-Ariancr oder Halb-Ariancr.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Constantin Constantin Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Rom Byzanz Constatinsstadt Rom Constantinopel Rom Byzanz
417
und die Westgothen oder Thervinger und Greuthunger, die
unter ihrem Richter oder Fürsten Athanarich in Thracien eingefallen
waren, zurückgetrieben, im I. 367. Bei Daphne ging Valens ans
einer Schiffbrücke ohne Widerstand über die Donau, blieb dann auf
dem rechten Ufer des Flusses und wiederholte den Uebergang im I.
369. Es wird berichtet, der Kaiser habe jedem Troßknechte ein Gold-
stück versprochen, der ihm den Kopf eines Barbaren brächte. Die
Knechte erschlugen nun jeden, der ihnen aufstieß, und so erlitten die
Gothen einen großen Verlust. Athanarich war zum Frieden geneigt,
weigerte sich aber über die Donau auf das römische Gebiet zu gehen.
Daher gingen beide Fürsten, von getreuen Bewaffneten umgeben, zu
gleicher Zeit zu Schiffe und trafen mitten auf der Donau zusammen,
die zu dieser Friedensfahrt eine ruhige Spiegelfläche darbot. Die Un-
terhandlungen dauerten den ganzen Tag; des Kaisers Veredtsamkeit
bewirkte endlich den Frieden. Die Gothen versprachen, nicht mehr in
das römische Gebiet einzufallen.
Um diese Zeit tritt auch die Trennung der Gothen in die beiden
großen Völkervereine, der Westgothen (Visigothi) mit dem Fürsten-
geschlecht der Balthen, d. h. der Tupfern, und der Ostgothen
(Ostrogothi) mit dem königlichen Geschlecht der Amaler in der Ge-
schichte hervor, obgleich die bestimmte Zeit und Veranlassung dieser
Scheidung nicht angegeben wird. Die Westgothen wohnten auf der
Nordseire der untern Donau und an dem nächsten Ufer des schwarzen
Meeres bis zum Dnieper, die weiteren Küsten, die Ebenen des süd-
lichen Rußlands bis an den Don bewohnten die Ostgothen, über welche
damals Ermanarich herrschte, der viele Völker Scythiens und Germa-
niens, vielleicht bis an die Weichsel und bis zur Ostsee hin, unter-
worfen hatte. Die Westgothen, in beständigem Verkehr mit Römern
und Griechen, standen auf einer hohem Stufe menschlicher Bildung
als ihre östlichen Nachbarn; auch hatten sie das Christenthum nach
den Lehren des Arius seit 360 angenommen. Auf ihre Bitte schickte
ihnen Valens, ein eifriger Arianer, arianische Apostel. Unter ihnen
war auch Ulfilas oder Wulfila, Bischof der christlichen Gothen in
Mösien und Dacien, der des Arius Lehren ihnen predigte und das
Neue Testament in die mosogothische Sprache übersetzte.
(Siehe die Abbildung Na 82.)
Von jener merkwürdigen Uebersetzung, dem ältesten Denkmale der
deutschen Sprache, befindet sich eine die Evangelien enthaltende Ab-
schrift, die etwa zu Anfänge des sechsten Jahrhunderts genommen
wurde, in der Bibliothek zu Upsala. Diese Handschrift fand der fchwe-
27
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
333
Kaisers unwürdiges Leben ein Aergerniß war, eine größere Vorliebe
für Alerander, der sie zu bessern Hoffnungen berechtigte. Heliogabal
beschloß daher, den Jüngling seiner Casarwürde zu berauben, weil
seine Mordversuche bisher fehlgeschlagen waren. Darüber brach ein
Tumult in der Gardekaserue aus und Heliogabal mußte sich mit seinem
Vetter dahin begeben; dieser wurde mit Jubel empfangen, der Kaiser
aber gleichgültig ausgenommen. Als dieser darüber unwillig, einige
Soldaten als Aufwiegler rmd Meuterer ergreifen lassen wollte, ermor-
deten sie ihn und seine Mutter Soamis mit vielen seiner Diener,
schleppten die Leichname umher und warfen sie zuletzt in einen Tiber-
kanal. So endete der kaiserliche Schwelger und Wollüstling im fünf-
ten Jahre seiner Herrschaft, am 11. Marz 222. Hierauf riefen die
Prätorianer den jungen Aurelius Alerander Severus als Allein-
herrscher aus und führten ihn in den kaiserlichen Pallast.
Alerander trug zwar die Zeichen der kaiserlichen Würde, allein
die Regierungsgeschäfte und Reichsverwaltung wurde von der Groß-
mutter und Mutter, denen sechszehn bewährte Senatoren als kaiserliche
Räthe zur Seite standen, zur allgemeinen Zufriedenheit besorgt, denn
ihr Streben ging dahin, Alles in die frühem gemäßigten und wür-
digen Staatseinrichtungen zurückzuführen und die Spuren der früher»
Tyrannei zu verwischen. Die Staats- und bürgerlichen Geschäfte und
Verwaltungen vertraute man gebildeten und rechtskundigen Männern
an, unter denen der Gardepräfect Ulpianus und Julius Paullus
als die größten Rechtsgelehrten bekannt sind; nur im Kriegsdienste
ausgezeichnete und erprobte Männer erhielten die Führung des Heeres.
Auch für die Christen brach eine bessere Zeit an, indem der Kaiser und
seine Mutter in Antiochien aus den Unterredungen mit dem gelehrten
Kirchenschriftsteller Orig enes aus Alerandria die Lehre von Christus
kennen gelernt hatten und ihren Bekennern Duldung gewährten. Daher
hatte Alerander in seinem Lararium oder in dem Schrein am Heerde,
worin die Bilder der häuslichen Schutzgötter oder Laren standen, auch
Abraham und Christus stehen, die er zu den hohem Laren rechnete,
während ein andres Lararium die niedrigem enthielt, wie Plato, Cicero,
Virgil.
Nach dem Tode der hochbetagten Mäsa fuhr Mammäa fort, den
jungen Kaiser, der schon selbst die Regierung übernommen hatte, zu
leiten und zu beherrschen, machte sich aber durch ihre Geldgier ver-
haßt, so daß selbst des menschenfreundlichen und sanften Aleranders
Regierung dadurch in üblen Ruf kam. Mammäa führte ihm zwar
eine Gattin zu, behandelte sie aber nachher hart und übermüthig, weil
26
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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95
Sigmund. Joh. Huß.
^ 3) Sigmund 1410 — 1437.
Seme nächste Sorge war das schon seit 40 Jahren in der
Kirche eingetretene Schisma zu heben. Nachdem nämlich die Päpste
70 I. in Avignon residirt hatten, wurde (seit 1378) während bei-
nahe 40 I. sowohl von den Römern als von den französischen Car-
dinälen zu Avignon ein Papst aufgestellt, und eine Kirchenversamm-
lung zu Pisa (1409) hatte das Uebel nicht gehoben; denn da sie die
beiden Päpste Gregor Xii. und Benedict Xiii. absetzte und Jo-
hann Xxiii. als allein rechtmäßigen Papst wählte, jene beiden aber
nicht resignirten, so hatte die Kirche nun gar drei Päpste.
Deshalb wurde vom Kaiser und vom Papste Johann Xxiii.
ein allgemeines Concilium nach Costnitz berufen 1414. Papst
Johann dankte ab unter der Bedingung, daß die beiden andern
Päpste gleichfalls entsagten, vielleicht in der Hoffnung, nach Erle-
digung des päpstlichen Stuhles wegen seiner Willfährigkeit wieder
erwählt zu werden; allein bald bereute er die Abdankung und floh
aus Constanz nach Schaffhausen in der Absicht dadurch das Conci-
lium aufzulösen. Dieses aber sprach die Superiorität einer allge-
meinen Kirchenversammlung über den Papst aus und setzte Jo-
hann Xxiii. ab. Gregor Xu. dankte nun freiwillig ab, und der
Kaiser unternahm selbst eine Reise zu Benedict Xiii. nach Perpignan,
um denselben ebenfalls zur Abdankung zu bewegen, doch dieser blieb
bei der Behauptung, er sei der einzige wahre Papst, und da durch
die Absetzung und Entlassung seiner Gegner auch das Schisma fac-
tisch aufgehoben sei, so brauche man ihn nur überall anzuerkennen,
um die Einheit der Kirche herzustellen. Nachdem auch dessen Ab-
setzung durch das Concilium ausgesprochen worden, folgte Martin V.
— Zugleich versuchte dieses Concilium die Ausrottung der Leh-
ren des Johann Huß, welcher die vom Papste für ketzerisch er-
klärten Grundsätze des Oxforder Theologen Johann Wycliff, trotz
aller Verbote des Erzbischofes von Prag und des Papstes, in Böh-
men verbreitete. Da Huß und sein Freund Hieronymus Faulfisch,
der zuerst Wycliff's Schriften nach Prag gebracht hatte, auch einen
vom Papste Johann Xxiii. verkündeten Ablaß bekämpften, die
Ablaßbulle unter dem Galgen verbrennen ließen und die Ablaßpre-
diger verspotteten und mißhandelten, so sprach der Papst den Bann
über Huß und das Jnterdict über Prag aus. Huß wurde vor das
Concilium geladen, und er erschien dort, nachdem ihn der Kaiser zu
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— Johann Johann_Wycliff Johann Hieronymus_Faulfisch Johann_Xxiii Johann